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Tiefseebergbau

Tiefseebergbau – Zwischen Fortschritt und Herausforderung

Ein tiefgehender Fachüberblick zum Stand des Tiefseebergbaus: technische Verfahren, Umweltfragen & geopolitische Dynamiken, unterstützt durch Schlüsselentwicklungen von TMC, Impossible Metals & Co.

8 Minuten

In den abgrundtiefen Gewässern des Pazifik schlummern vielfach größere Mengen an kritischen Metallen – Mangan, Nickel, Kobalt, Kupfer sowie seltene Erden – als irgendwo anders auf der Erde. Polymetallische Knollen liegen teilweise in Tiefen von 4–6 km auf dem Meeresboden und halten schätzungsweise über 21 Milliarden Tonnen potenziellen Rohstoffs bereit. Mehr als 120 Mio. t Kobalt könnten allein im Untergrund des Ozeans verborgen sein .

Strategische Interessen, regulatorisches Umfeld

Das geopolitische Interesse – speziell der USA – ist offenkundig, wie die Executive Order von April 2025 zeigt. Ihr Ziel ist die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren für Tiefseebergbau in internationalen und nationalen Gewässern, um strategisch unabhängig von China zu werden. Zahlreiche Mitglieder des U.S. Kongresses unterstützen Initiativen zur finanziellen und regulatorischen Förderung .

Die Abkommen mit Staaten wie Nauru, Kiribati oder Tonga verschaffen Firmen wie The Metals Company (TMC) explorative und zukünftig kommerzielle Rechte in der Clarion‑Clipperton-Zone (CCZ). Der International Seabed Authority (ISA) erarbeitet parallel einen internationalen Rechtsrahmen – aktuell allerdings mit großen Lücken.

Technologische Ansätze: Von Greifarmen zu Smelting

1. Mechanisch gesteuerte AUV-Sammler

Lösungen wie jene von Impossible Metals setzen auf autonome Unterwasser­roboter (“Eureka‑AUVs”) mit mechanischen Armen und KI‑basierter Bildverarbeitung, um selektiv Knollen zu sammeln – und dabei bis zu 60 % unberührte Areale zu lassen. Sedimentausstoß soll lokalisiert bleiben und bis zu 1.000-mal geringer ausfallen als bei herkömmlichen Verfahren.

2. Saugsysteme mit Förderrohren

Andere Unternehmen setzen auf ein Rohrsystem, das Knollen vom Meeresgrund ins Förderbad saugt – Sedimente werden zurückgeleitet. Diese Methode besteht bereits und ist vergleichsweise günstig, aber ökologisch umstritten.

3. Onshore-Aufbereitung: Thermisch und hydrometallurgisch

Thermisches Verfahren (PAMCO/TMC): TMC nutzt die Rotor-Kiln-Elektroofen (RKEF)-Prozesse von PAMCO (Japan) zur Kalkinierung (ca. 500 t aus einem 2.000‑t‑Probeauftrag, Sept. 2024) und zur Schmelze. Anfang 2025 wurden daraus in einer 14‑tägigen Kampagne rund 35 t NiCuCo‑Legierung und 320 t Mangan‑Silicat hergestellt . Damit wurde ein funktionales Modell betriebsbereiter industrieller Hochöfen demonstriert, ohne eigene Infrastruktur aufbauen zu müssen .

Hydrometallurgisches Verfahren (SGS/TMC): Parallel arbeiteten SGS und TMC an einem hydrometallurgischen Flussverfahren, das Nickel- und Kobalt‑Sulfat direkt produziert, ohne metallische Vorstufen. Nickel-Sulfat wurde erstmals im April 2024 hergestellt, gefolgt im Juni 2024 von Kobalt‑Sulfat – beide essenziell für Batterien und Elektrofahrzeuge .

Neue Partner, neue Allianzen

Mit dem Schritt ins große Liga-Geschäft positioniert sich TMC professionell: Rutger Bosland, vormals leitender Ingenieur bei Allseas, übernahm im April 2025 Verantwortung für offshore-technologische Innovationen. Korea Zinc stieg mit einer Beteiligung von 5 % (85 Mio USD) ein – eine signifikante industrieeigene Legitimation. Korea Zinc erwägt sogar Aufbau eigener US-Verarbeitungskapazitäten.

Ökologie, Regulierung, Forschungslage

Eine britische Expedition dokumentierte Anfang 2025 Spuren aus Experimenten von 1979 in der CCZ – Mineralkolonnen und eine stark reduzierte Megafauna selbst nach mehr als vier Jahrzehnten. Fast 32 Staaten fordern einen vorsorglichen Stopp, bis Langzeitstudien zu Auswirkungen existieren.

TMC bestreitet gravierende Folgen und verweist auf gezielte Roboter, adaptive Systeme, Rückführungen unterhalb der Haupt-Biozonen und "nahe‑Null‑Festabfall‑Prozesse" . Doch Wissenschaftler mahnte zuletzt: Störungen tiefer Sedimentschichten können jahrzehntelang bestehen bleiben.

Fazit & Ausblick

Der Tiefseebergbau befindet sich an einem entscheidenden Wendepunkt: Die technischen Machbarkeiten existieren bereits, Pilotanlagen sind in Betrieb, strategische Investoren stehen in den Startlöchern. Aber noch fehlen belastbare Daten zu den Umweltrisiken und eine umfassende globale Regelung. Vermittelt wird ein neues Narrativ: nicht als technischer Hype, sondern als geostrategisch kalkuliertes, industriell und wissenschaftlich unterfüttertes Projekt.

Author
Leo Uhle
Founder und Chefredakteur
June 30, 2025

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